Geschichte 1

Geschichte der Feuerwehr

Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß - Gegründet am 1. Mai 1899
Vorwort

Bürgersinn, Hilfsbereitschaft, Zivilcourage, Tatkraft und Uneigennützigkeit zeigten unsere Vorfahren, als sie am 1. Mai 1899 die Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß gründeten. Seit dieser Zeit fanden sich, auch in schwierigen Jahren, immer wieder Bürger dieser Gemeinde, die selbstlos und unerschrocken jederzeit für ihre Mitmenschen helfend zur Verfügung standen. Zwar hat sich das Feuerwehrbild durch Technik und Fortschritt sehr gewandelt, doch der Grundgedanke der freiwilligen und uneigennützigen Hilfe für die Mitbürger unter dem Wahlspruch …

 

Gott zur Ehr –

dem Nächsten zur Wehr

.. gilt auch heute noch uneingeschränkt.

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr von Hans-Heinrich Mohr

Hier gelangen Sie zu der Chronik der Freiwilligen Feuerwehr von Hans-Heinrich Mohr, welche mit einigen Anekdoten aus der Vettelschosser Historie sehr kurzweilig ausgeschmückt ist. Der umfangreiche Artikel wurde in den Ausgaben von Vettelschoß aktuell vom Oktober bis Dezember 2007 veröffentlicht. Der nachfolgende Link führt Sie zu einem weiteren Artikel von Hans-Heinrich Mohr. Die Geschichte der Pflichtfeuerwehr vor 1899.

Erster Wehrführer
01.05.1899

Gründungsmitgliederliste (anklicken zum vergrößern)

Erster Wehrführer – damals Hauptmann- der Freiwilligen Feuerwehr war demnach Franz Neifer aus Vettelschoß.

Die insgesamt 40 Mitglieder starke Truppe setzte sich aus Männern aller Ortsteile der Gemeinde Vettelschoß zusammen.

Es waren 20 aus Vettelschoß; 15 aus Kalenborn; 2 aus Ober- Willscheid; 1 aus Willscheid und 2 aus der Kau.

Der Vorstand

Der Hauptmann bildete zusammen mit dem Spritzenwart, dem Zeugwart dem Schriftwart und dem Kassenwart den Vorstand.

Die Aufgaben der Wehrmänner waren genauestens festgelegt. So gab es neben den Hornisten Stefan Hoppen, Vettelschoß und Philipp Hecken, Kalenborn eine Steigerabteilung unter dem Steigerführer Anton Hoppen, sowie eine Spritzenabteilung mit Philipp Hoppen aus Oberwillscheid als Spritzenführer.

1902 - Antrag beim Gemeinderat

Am 20. Mai 1902 beschließt der Gemeinderat, der Freiwilligen Feuerwehr Vettelschoß, zur Anschaffung einer Steckleiter, eine Beihilfe von 40 Mark zu gewähren. Dagegen wurde ein Antrag der Wehr im Jahre 1904 zur Beschaffung von Kleidungsstücken mit der Begründung abgelehnt, dass kein Bedürfnis bestünde. Die Gründer-Kameraden waren also ziemlich auf sich alleine gestellt und erhielten von den damaligen Gemeindevätern kaum Unterstützung. Dies belegt auch ein Schreiben des Regierungspräsidenten zu Coblenz vom 17.08.1907

Die Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß wurde vorläufig nicht anerkannt. Ihnen fehlte 100 m Schlauch und 2 – 3 Wasserwagen. Vettelschoß hat kein Gerätehaus; und bis 10 m Höhe Häuser, aber nicht genügend Leitern. Hakenleiter, Anstelleiter und Dachleiter fehlen ganz. Nur ein Strahlrohr vorhanden und zahlt nicht in die Unfallkasse. Die Mitglieder der Wehr bringen an Beiträgen selbst 150 Mark jährlich auf, wozu die Gemeindekasse 50 Mark dazulegt. Zeit zur Erfüllung bis zum 1.1.1908, sind sie bis dahin nicht anerkannt, sind Pflichtfeuerwehren zu bilden.

So reichten also schon damals freiwilliges Arrangement und Idealismus alleine nicht aus, um die erforderliche Unterstützung aus der Gemeindekasse zu erhalten. Im Gegenteil, die jungen Wehrmänner brachten aus ihren eigenen, spärlichen, privaten Kassen dreiviertel der Beiträge selbst auf. Lediglich 50 Mark steuerte die Gemeindekasse dazu. Der Brief des Regierungspräsidenten wurde im Gemeinderat besprochen. Dazu folgende Niederschrift aus dem Jahre 1909: Schläuche sind im reichen Maße vorhanden! Anschaffung eines Wasserwagens abgelehnt, weil an jedem Haus in der Gemeinde ein Wasserfass vorhanden, außerdem die Brunnen! Selbst dieser massive Druck durch den Herrn Regierungspräsidenten, mit der Androhung, ggf. wieder eine Zwangswehr einzuführen, konnte die Ratsherren nicht dazu bewegen, die Gemeindekasse für die Feuerwehr zu öffnen.

Das erste Spritzenhaus

Ein Backsteinschuppen an der Michaelsstraße, gegenüber der heutigen Sparkasse, diente dann als Gerätehaus. Ob dieser Schuppen ein umfunktioniertes landwirtschaftliches Gebäude oder ein extra für die Wehr erbautes Spritzenhaus war, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Auch die Alarmierung war damals nicht ganz einfach. Neben der Brandglocke (Sturmläuten) wurden die Wehrmänner per Brandhorn durch die Hornisten zum Einsatz gerufen. Zwei, voll intakte Brandhörner sind heute noch im Besitz der Feuerwehr.

Das bei diesen Alarmierungsmethoden die Ausrückezeiten etwas länger waren als heute, steht sicher außer Frage.

Alte Spritze

Kernstück der damaligen technischen Ausrüstung war die, von Pferden, oder auch von den Wehrmännern selbst, gezogene Handspritze. Diese Handspritze ist noch voll funktionstüchtig und hat heute ihren Ehrenplatz in der Vitrine vor dem Feuerwehrgerätehaus. Diejenigen Wehrmänner, die die Spritze bei Schauübungen oder Vorführungen schon einmal bedient haben, wissen ganz sicher, welche „Knochenarbeit“ unsere Vorfahren im Löscheinsatz verrichten mussten.

Ein 1905 von den Wehrmännern angelegter Brandweiher im „Alten Hohn“, sowie die einzelnen Brunnen innerhalb der Gemeinde, dienten bis zur Installation der Wasserleitung im Jahre 1928 als Löschwasserreservoir.

Das Baujahr oder Anschaffungsdatum ist nicht mehr genau feststellbar. Vermutlich war diese Handspritze jedoch schon vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr -also vor 1899– in Vettelschoß stationiert und wurde von der Pflichtwehr eingesetzt. Diese Vermutung stützt sich auf folgende Fakten:

  • Bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr wurde bereits eine Spritzenabteilung aufgestellt.
  • Der Regierungspräsident bemängelte 1907 das Fehlen von Schläuchen und Spritzenhaus. Ein Strahlrohr war vorhanden und das Fehlen einer Spritze beanstandete er nicht.
  • Nachforschungen von WF Buchholz ergaben, dass diese Art von Handspritzen in den Jahren 1890 – 1900 gefertigt wurden.
  • Die Anschaffung einer Feuerwehrspritze wird in den Protokollbüchern über die Gemeinderatsbeschlüsse (ab 1895 vorhanden) nicht erwähnt. Da die Spritze ja nicht aus irgendeiner Portokasse bezahlt werden konnte, hätte der Gemeinderat sicherlich einen Beschluss fassen müssen.

Wir gehen also davon aus, dass diese Handspritze zwischen 1890 und 1895 gefertigt und auch angeschafft wurde!

1912 - Geldnot in der Einheit

Geldnöte veranlassten die junge Wehr im April 1912 zu ungewöhnlichen Maßnahmen.

Die Wehr erhielt vom damaligen Lehrer, Herrn Gärtner, 150 Mark als Darlehen. Die Vorstandsmitglieder bürgten mit ihrem Privatvermögen für diese Summe, die dann auch am 22.6.1919 nebst Zinsen ordnungsgemäß zurückgezahlt wurde. Ob mit diesem Geld dringend benötigte Löschgeräte oder die Feuerwehrfahne vorfinanziert wurde, lässt sich heute allerdings nicht mehr nachweisen.

1912 - Großbrand der Scheune Weißenfels

Im Jahr 1912 ereignete sich ein Großbrand einer Scheune der vermutlich durch einen Blitzschlag ausgelöst wurde.

1913 - Landrat in Neuwied

Der Landrat in Neuwied vom 22.10.1913

Auf Grund des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30.7.1883, des Gesetzes über die Polizeiverwaltung vom 11.3.1850 sowie des Gesetzes betreffend die Befugnis der Polizeibehörden über die Verpflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden wird unter Zustimmung des Kreisausschusses für den Kreis Neuwied folgende Kreispolizei-Verwaltungs-Ordnung erlassen:
Zur Regelung der Pflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden in der Nachbarschaft werden die Feuerlöschbezirke des Kreises zu Brandhilfeverbänden vereinigt.
Hiernach leisten in der Bürgermeisterei Neustadt dem Löschbezirk Vettelschoß die Wehr Windhagen Brandhilfe. (original Amtsdeutsch!)
Im Juli 1924 wurde  – lt.  Festordnung –  das 25 – jährige Bestehen ganz groß gefeiert.

Gemäß Beschluss des Gemeinderates Vettelschoß vom 2. Juli 1924 wurde der Wehr zum 25-jährigen Jubiläum ein Zuschuss von 50 Mark gewährt. Bemerkenswerte, noch vorhandene Erinnerung an dieses Fest ist die, von den Jungfrauen überreichte Gedenkschleife, mit dem Aufdruck:

„Den Gefallenen und Verstorbenen der Freiwilligen Feuerwehr der Gemeinde Vettelschoß“ gewidmet von den Jungfrauen.

1929 - Das zweite Spritzenhaus

Im Anschluss an den Schulneubau im Jahre 1929 entstand aus dem ehemaligen Schul-WC, hinter dem Lehrerwohnhaus das zweite Spritzenhaus. Dieses feuchte, unbeheizte, schuppenähnliche Gebäude diente der Wehr dann 38 Jahre lang zur Lagerung der Löschgeräte, Ausrüstungsmaterialien und später auch als Garage für das erste Feuerwehrauto.

Nachweisung der Feuerwehren in der Bürgermeisterei Neustadt/Wied, Stand 1.7.29:
Stärke der Wehr Vettelschoß 24 Mann
Brandmeister Wilhelm Saal, St.Arb. geb. 1866 aus Kalenborn
Stellvertreter Johann Kretz, geb. 1899 aus Vettelschoß

1930 - Protokollbuch eingeführt

Ab dem Jahre 1930 wurde nun ein Protokollbuch geführt.

Generalversammlung am 2. Nov. 1930 im Gasthof Hecken
Es wurde Folgendes beschlossen:

  • An Beiträgen gingen 25 Mark ein
  • Zwecks Beitritt zum Bürgermeistereiverband sollen Wilh.Saal, Joh.Kröll, Joh. Kretz, Eg. Buslei und Konrad Heßler an der Tagung in Wiedmühle teilnehmen.
  • Steigergurte umändern lassen
    Matthias Buchholz (Schriftf.)

Nach der Anhörung der Teilnehmer an der Bürgermeistereiverbandstagung wurde dann am 7.12.1930 beschlossen, dem Bürgermeistereiverband beizutreten. Für die Beschickung nach der Feuerwehr-Fachschule in Koblenz wird Johann Kretz, Vettelschoß in Vorschlag gebracht. An der Frühjahrstagung 1931 des Kreisverbandes in Hammerstein nehmen die Kameraden Saal, Kalenborn und Lehmann, Vettelschoß teil.

1931 - Versammlung am 08. Dezember

Am 8. Dezember 1931 bei Thome , Willscheid :
Es wurde der Familienabend festgelegt wie üblich auf den 6. Januar diesmal in Willscheid. Drei Mann Musik, wofür Kamerad Saal zu sorgen hat. Bei Kamerad Kröll werden 50 Pfd. Schweinefleisch bestellt. Preis Kölner Schlachtgewichtsnotierung. Sodann sollen zu der Feier eingeladen werden Pastor Loew und Vorsteher Dittscheid.

  Matthias Buchholz(Schriftf.)

1932 - Beschluß vom 10.April

Zur Teilnahme am Frühjahrsverbandstag in Schöneberg werden bestimmt Kamerad Saal, Kretz Joh. und Ewenz M.

Auf Antrag wurde am 8.Mai beschlossen, die Beiträge für das erste Vierteljahr, in Anbetracht der schlechten Verhältnisse zu streichen. Stärke der Wehr Vettelschoß im Jahre 1932: 37 Mitglieder

1932 - Generalversammlung am 12. Juni

1. Neuwahl des Vorstandes

1. Brandmeister: Saal, Wilh.
1. Stellv. Brandmeister: Kröll, Joh.
Schriftführer: Buchholz, Matth.
Kassierer: Lehmann, Peter
Zeugwart: Heuser, Heinr.
Fahnenträger: Buchmüller, Joh.   Buslei, Eg.   Hoß, Matth.
Sanitäter: Weißenfels, Joh.   Fuchs, Toni   Ewenz, Matth.

2. Das Stiftungsfest soll am 10. Juli abgehalten werden, und zwar in Vettelschoß. Mit der Musikvereinigung Vettelschoß soll wegen Gestellung der Musik verhandelt werden. Tanzgeldsammler: Lehmann, Buchmüller, Buslei, Becker

3. Um das Interesse der Kameraden an der Wehr zu erhalten, wird beschlossen, den Vorstand wie bisher durch die Wehr zu wählen und nicht, wie das Feuerwehr-Grundgesetz es vorschreibt, durch den Brandmeister zu ernennen.

Hier haben die Wehrleute versucht, sich dem Einfluss der beginnenden Nazizeit zu entziehen, weil sie erkannten, dass die Gründungsgedanken der Freiwilligkeit und Kameradschaft in Gefahr waren. Diese Bemühungen waren jedoch nur noch ein Jahr lang erfolgreich. Denn nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten hatten, auch hier im Dorf, diese aufrechten Kameraden und ihre freiheitlichen, freiwilligen Gedanken keine Chance mehr.

1932 - Brandbericht der Freiw.Feuerwehr Vettelschoß vom 6.Juli

Großbrand in Willscheid ;  Dauer 2 ½ bis 6 Uhr
Vom Feuer beschädigt sind: ein Wehrmann, Hühner, Wohnhaus, Scheunen, Schuppen, Ställe, Maschinen und landw. Geräte; etliche Möbel wurden in Nachbarhäusern untergebracht; Vieh gerettet.
Leiter der Löscharbeiten: Brandmeister Saal
Zahl der anwesenden Wehrleute: 29
Brandentstehungsursache: unbekannt.

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